Konflikte über Wasserflächennutzung im urbanen Raum
Die Nutzung der Spree als Badeort ist ein wiederkehrendes Konfliktthema. Im Juni 2025 rief der Verein Flussbad Berlin so zu einem “Protestschwimmen” gegen das Badeverbot auf und argumentierte, dass die Wasserqualität oft ausreichend und das Verbot von 1925 nicht mehr zeitgemäß sei. Tobias Schulze, Fraktionsvorsitzender der Linken im Abgeordnetenhaus, greift die Aktion auf Bluesky auf, wirft die Frage auf, wem die Mitte der Stadt gehört, und wünscht sich Berlin als “Swimmable City”.
Für nd kommentiert Lola Zeller, dass es sich beim Badeverbot auch um einen sozialen Konflikt handele, da vor allem ärmere Menschen auf die Abkühlung im Wasser angewiesen seien, da sie tendenziell in dichter besiedelten und weniger grünen Vierteln lebten. Diese soziale Konfliktebene wird auch in einer Analyse der taz deutlich, die die Oberflächentemperatur der Wohnorte von Arm und Reich innerhalb Berlins vergleicht. Beispielhaft für Fragen der Klimaanpassungspolitik ist auch eine Studie vom Fachgebiet Geoinformation in der Umweltplanung der TU Berlin zur gravierenden Umweltungerechtigkeit im Zusammenhang mit Hitzestress in 14 europäischen Großstädten. Während Gewässer darin nicht gesondert analysiert wurden, wird für den Fall Helsinki vermutet, dass beobachtete Ungleichheiten durch Wohnnähe zu Gewässern noch größer sein könnten.
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Vergleich des Medianeinkommens der “Lebensweltlich orientierten Räume” (LOR) in Berlin und dem Zugang zu Wasserflächen (Flüsse, Seen und Kanäle). Die Daten zum Medianeinkommen stammen vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, auf Basis der Arbeitsmarktdaten in kleinräumiger Gliederung der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Stichtag: 31.12.2023).
Auch im Bereich der Berliner Bäder gibt es Konflikte, beispielsweise um die Finanzierung von Modernisierungen in Freibädern. Debatten um gestiegene Eintrittspreise im Sommer 2025 zeigen zudem vor allem soziale Konflikte auf. Auch Auseinandersetzungen in Freibädern werden unter Schlagwörtern wie “Freibad-Krawallen” oder “Schwimmbad-Terror” überregional in Medien aufgegriffen.
Neben Freibädern werden auch natürliche Berliner Gewässer als Bade- und Freizeitorte diskutiert. Konflikte birgt zum einen der Naturschutz, wie beispielsweise im Hinblick auf Wildbaden im Weißen See. Zudem treten durch die erhöhte Nutzung von Gewässern als Freizeitort neue Probleme auf. Die Berliner Zeitung spricht mit Fokus auf den Wannsee von “Wasserterror” durch “Jetski-Raser, Partyboote und Alkohol”. Laut Polizeipräsidentin Barbara Slowik werden die Berliner Gewässer immer mehr zu Party- und Eventflächen. Gleichzeitig beklagt die Wasserschutzpolizei eine unzureichende Ausstattung. June Tomiak von den Grünen warnt vor einem “rechtsfreien Raum” auf Gewässern. Der rbb diskutiert zudem den Konflikt zwischen dem boomenden Wassertourismus und dem Umweltschutz.
Darüber hinaus wird Wasser auch als Wohn- und Lebensraum kontrovers diskutiert, insbesondere in der Rummelsburger Bucht. Verschiedene Medien (z. B. rbb, taz und Berliner Kurier) berichten über ein Ankerverbot durch eine Bundesverordnung, das Hausboote in der Bucht betrifft und deren Besitzer:innen vor Herausforderungen stellt. Ziel der Politik ist demnach eine Eindämmung des Wohnens auf der Spree, wobei verlassene Schiffe, Müll und Lärmbelästigung als Hauptprobleme genannt werden. Arik Rohloff von Spree:publik stimmt den politischen Zielen zwar zu, kritisiert jedoch die Umsetzung durch Verbote.
Die BUA thematisiert im Veranstaltungsformat On Water | DIALOGE Wasserorte als urbane Begegnungsräume, die trotz Klimawandel und Nutzungskonflikten Potenzial für sozial-ökologische Beziehungen bieten.