Abwasserinfrastruktur
Technologische Entwicklungen und Diskussionen um den Zustand der Infrastruktur sind im Abwassermanagement allgegenwärtig. Der Diskurs ist geprägt von einer Vielzahl an Projekten und Lösungsansätzen für die verschiedensten Herausforderungen, vor denen die Abwasserwirtschaft steht.
Positiv hervorgehoben wird in der medialen Berichterstattung, dass das Klärwerk Ruhleben modernisiert wird. Die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe Franziska Giffey lobt die modernisierten Technologien und betont, dass “das Wasser wirklich so keimfrei gemacht wird, dass es nahezu Trinkwasserqualität hat”. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lobt im verlinkten rbb-Beitrag den Ausbau des Klärwerks, kritisiert jedoch die lange Umrüstzeit. Eine weitere Technologie entwickeln die Berliner Wasserbetriebe in ihrem Forschungsprojekt “DIANE”, in dem eine spezialisierte Inspektionsdrohne für Abwasserkanäle entwickelt werden soll.
Allgemein kennzeichnet Innovationsfreudigkeit diesen Diskurs. So werden in einer Studie, an der unter anderem das KWB beteiligt war, innovative Vorbehandlungen von kommunalem und industriellem Abwasser untersucht, um eine Wiederverwendung von Wasser in der Industrie zu ermöglichen. Im KWB-Projekt SEMAplus wird hingegen die Alterung von Abwasserkanälen modelliert und durch KI auf Sanierungsbedarf hin überwacht. Das KWB arbeitet zudem mit dem Joint Control System (JCS) an der koordinierten Steuerung industrieller und kommunaler Kläranlagen. Ziel ist eine effizientere Nutzung der Wasserressourcen durch intelligenten Datenaustausch. Laut Dr. Anne Kleybröcker vom KWB “könnten solche innovativen Ansätze der Schlüssel zu nachhaltigem Wassermanagement sein”.
Auch auf internationaler Ebene wird Abwasserinfrastruktur vereinzelt von Berliner Akteur:innen behandelt, beispielsweise betreibt die German Water Partnership das Projekt Atlantis, in dem die Kläranlagen Ägyptens nachhaltig und energieeffizient optimiert werden sollen.
Das KWB liefert mit SEMAplus eine Dienstleistung für die “Altersvorsorge für Abwasserkanäle”
Softwarelösungen für die Abwasserwirtschaft sind ebenfalls Teil des Diskurses und werden von unterschiedlichen Akteur:innen besprochen. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) betreibt ein Abwassermonitoring, welches Krankheitserreger im Berliner Abwasser identifizieren soll. Dies wird zum einen in der Presse aufgegriffen als auch vom LAGeSo selbst beispielsweise auf Instagram veröffentlicht. Die Relevanz eines solchen Abwassermonitorings wird durch eine Studie des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft zur viralen Artenvielfalt im Berliner Abwasser belegt. Mithilfe von Abwassermonitorings können demnach frühzeitig bekannte aber nach neuer Erkenntnis der Studie auch unbekannte Viren durch umfassende Genanalysen erkannt werden, sodass Studienleiter Markus Landthaler der Monitoringtechnologie “ungeheures Potenzial” bescheinigt. Auch die TU Berlin forscht an der Digitalisierung der Abwasserwirtschaft und unterhält das Fachgebiet “Digitale Vernetzung von Wasser- und Abwassersystemen”.