
Technologie im Kontext von Wasser und Energie
Wassertechnologie wird übergreifend als Bestandteil erneuerbarer Energien und als wichtiger Beitrag für die Erreichung der Klimaziele Berlins gesehen: “Mit Projekten wie diesen kommen wir unserem Ziel näher, Berlin deutlich vor 2045 klimaneutral zu machen”, stellte Franziska Giffey bei der Eröffnung der Kältezentrale am Potsdamer Platz fest. Die neue Anlage, deren Herzstück eine Groß- und Hochtemperatur-Wärmepumpe ist, nutzt laut Pressemitteilung der Berliner Energie und Wärme (BEW) bislang verschwendete Abwärme nun als Wärmequelle und versorgt mit einer neuen Wärmepumpe rund 30.000 Haushalte mit warmem Wasser. Auch die neue Bundesregierung möchte die im Koalitionsvertrag als “innovativ” beschriebene Technologie stärken.
Ein sehr präsentes Themenfeld, über das viele Akteur:innen diskutieren, ist die effiziente Nutzung von Abwasserwärme. Ein Beitrag der taz hebt Pilotprojekte hervor, in denen private Haushalte Energie direkt aus Abwasser gewinnen. Diese Technologie steckt laut Uli Paetzel, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft (DWA), jedoch noch in der Entwicklungsphase. Er fordert eine bessere Koordination von Abwassermanagement-Akteur:innen. Der Verband kommunaler Unternehmen (VkU) bietet praxisnahe Hilfestellung für kommunale Unternehmen, die sich für die erneuerbare Energie Abwasserwärmenutzung interessieren.
Die Technologie der Abwasserwärmenutzung wird auch von den Berliner Wasserbetrieben bearbeitet, die mit dem Abwasserwärmeatlas ein digitales Planungstool anbieten. Die BWB statten ihr Klärwerk Ruhleben bis 2026 außerdem mit einer großindustriellen Wärmepumpenanlage aus. Der ehemalige Vorstandschef der Wasserbetriebe Christoph Donner sieht die Abwasseraufbereitung als großen Schritt für die Erreichung der Klimaziele des Landes Berlin. Ähnlich nutzt auch das Haus der Statistik am Alexanderplatz Abwasserwärme. Ergänzend rücken Wärmespeicher als Schlüsselelemente der Energiewende in den Fokus. Wie das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung beschreibt, sind besonders Aquifer-wärmespeicher entscheidend, um die Abwärme aus dem Abwasser und anderen Wärmequellen nutzbar zu machen.
Das umgebaute Haus der Statistik wird auch Abwasserwärme nutzen
Zusätzlich zur Wärmegewinnung aus Abwasser entspannt sich ein kleines Diskursfeld rund um die Nutzbarmachung von Wärme durch Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Wie das Umweltportal des Landes Berlin erklärt, ist der Wärmeentzug aus Berliner Grundwasser grundsätzlich möglich. Präsent im Diskurs sind vor allem unterschiedliche Berliner Hersteller, die solche Wärmepumpen produzieren. Begleitet werden diese von politischen Stellungnahmen und Informationskampagnen durch den Bundesverband Wärmepumpe e. V. mit Sitz in Berlin.
Die Nutzung von Grundwasser spielt außerdem für die Praxis der Geothermie eine große Rolle, die die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt als wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele Berlins beschreibt. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) äußerte in einer Stellungnahme vom Juli 2024 hingegen deutliche Bedenken gegenüber Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern und begründete dies mit Bedenken um die Einhaltung von Wasserschutzstandards.
Darüber hinaus besteht vor allem im akademischen Bereich eine Debatte über Innovationen in der Wasserstoffgewinnung aus Wasser durch Elektrolyse. Die TU Berlin untersucht in Zusammenarbeit mit dem Klärwerk Schönerlinde im Projekt “E-MetO“, ob Wasserstoff auch aus Abwasser gewonnen werden kann, statt wie gewöhnlich aus sauberem Wasser. Außerdem arbeitet die TU mit dem Start-up STOFF2 zusammen und forscht daran, wie ein Energiespeicher zur Elektrolyse von Wasser genutzt werden kann, um grünen Wasserstoff herzustellen. Auch die Elektrolyse von (ungereinigtem) Meerwasser wird diskutiert, wobei Expert:innen die bestehenden Technologien als ausreichend empfinden und vor direkter Meerwasser-Elektrolyse warnen: “Es gibt keinen überzeugenden Grund, um diese Technologie neu zu entwickeln, weil es bereits effiziente Lösungen gibt”, argumentiert Dr. Jan Niklas Hausmann vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie.