Klimamigration und Flucht über Wasser
Der Sachverständigenrat Migration stellt in seinem Jahresgutachten 2023 fest, dass klimawandelbedingte Veränderungen des Wasserhaushalts und die Zerstörung wasserbezogener Lebensgrundlagen durch Extremwetterereignisse, insbesondere Dürren und Überschwemmungen, zentrale Auslöser für Migration darstellen. Auch ein Artikel aus der Zeitschrift “MaxPlanckForschung” betont, dass klimawandelbedingter Wassermangel und Überflutungen als Migrationsauslöser wirken. Der DNR sieht den Klimawandel als Gefahr für Orte, die stark auf Wasser angewiesen sind, da dies bei Knappheit zu Flucht und Vertreibung führen könne. Auch die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock betonte im Kontext der Veröffentlichung der ersten nationalen interdisziplinären Klima-Risikoeinschätzung NiKE im Februar 2025 die Bedeutung von Klimaschutz als Teil der Sicherheitspolitik.
Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) beschäftigt sich ebenfalls an verschiedenen Stellen mit dem Thema Klimamigration. Dr. Kira Vinke spricht beispielsweise in einem IOM-Podcast über erhöhte Migration aufgrund von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Dürren und Wasserknappheit. Auch Mechthild Becker und Abdullah Fahimi behandeln in einem Beitrag für die Zeitschrift Internationale Politik den Zusammenhang von Klima und Flucht und Sophie Meiners greift das Thema Klimamigration – u. a. in Folge von wasserbedingten Entwicklungen – in einem DGAP Memo zum Thema Migrationsabkommen auf.
Auf lokaler Ebene kann das Bildungsformat Klima.Migration.Dialog hervorgehoben werden, bei dem Stadttouren als Form politischer Bildung angeboten werden. Dazu gehören beispielsweise die Touren “Climate and Change: About Desert Life and Urban Gardens” oder “On the Trail of a Lost River”.
Auch Wasser als Fluchtroute wird besprochen und insbesondere von zivilgesellschaftlichen Seenotrettungsorganisationen aufgegriffen. Dabei steht in der deutschen und Berliner Debatte das Mittelmeer als “umkämpftes Gewässer” im Fokus und NGOs wie Sea Watch oder SOS Humanity berichten über ihre Arbeit. Eine Analyse der Kommunikation in den sozialen Medien zeigt dabei neben einer deutlichen Kritik an der Bundesregierung, der Grenzschutzorganisation Frontex sowie den Staaten Italien und Libyen eine insgesamt emotional geprägte Sprache (siehe Grafik). In Reaktion auf die Einstellung der finanziellen Unterstützung ziviler Seenotrettung durch das Auswärtige Amt wirft SOS Humanity Außenminister Johann Wadephul die Verbreitung von Falschbehauptungen vor und prangert die deutsche und EU-Politik auf dem Mittelmeer an, bei der “Menschen auf der Flucht dem Tod überlassen werden”.
![]()
Häufigste Wörter in Social-Media-Beiträgen (n = 3.236) von sechs offizielle Accounts der Organisationen Sea-Watch (X, Instagram, TikTok) und SOS Humanity (X, Instagram, Facebook) im Analysezeitraum 01.01.2024–23.06.2025. Zahlen, Stopp- und Füllwörter, Emojis wurden für die Analyse entfernt.
Während das Mittelmeer klar als Transitweg im Fokus steht, beschreibt die Konrad-Adenauer-Stiftung in einem Länderbericht, dass Mauretanien zur neuen Hauptroute für Migration nach Europa wird und verweist auf einen Anstieg der Überfahrten auf die Kanarischen Inseln.