
Versorgungssicherheit trotz Wasserknappheit
Der WBGU beschreibt in seinem Report die Zunahme von Wasserkrisen in Städten und warnt, dass bis 2050 weltweit 1,6 bis 2,3 Milliarden Menschen in Städten mit Wasserknappheit leben könnten (heute: 933 Millionen). Die urbane Wassernachfrage wachse rapide und der städtische Wasserverbrauch könnte bis 2050 um 80 % steigen. Eine angepasste Stadtentwicklung wird dabei als Lösungsansatz beschrieben: Konzepte wie wasseradaptive Städte und die Integration von Blau-Grün-Infrastrukturen müssten stärker vorangetrieben werden. Gewässer- und Trinkwasserschutz sind laut BUND zudem miteinander verbunden.
Mit Blick auf den Zustand der Wasserknappheit spielt die Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle in der Debatte. Die Hydrologin Irina Engelhardt von der TU erwartet “Stress” in Bezug auf die Wasserversorgung aufgrund von Knappheit in Berlin in 10 bis 15 Jahren. Da Trinkwasser v. a. aus Spree und Havel gewonnen wird, stelle dies eine Herausforderung in Dürreperioden dar. Auch hier wird auf das Ende des Kohlebergbaus in der Lausitz verwiesen. Laut der Berliner Wasser- und Klimastudie 2023/24 des CliWaC-Projekts haben ca. 50 % der Berliner:innen schon einmal extreme Trockenheit in der Hauptstadt erlebt.
Auch die taz greift die Trockenheit Berlins auf und urteilt, dass die Stadt “auf dem Trockenen” liege – Berlin habe einen hohen Wasserbedarf, aber wenig verfügbares Wasser. Das zivilgesellschaftliche Projekt “Grundwassernotlage Berlin” fokussiert sich auf diese Herausforderung der Stadt und veröffentlicht regelmäßig Stellungnahmen und Forderungen zum angespannten Zustand des Berliner Grundwassers.
In einem Diskursstrang geht es immer wieder um die Frage, was gerechte Wasserverteilung bedeutet und wie mit der zunehmend knappen Ressource Wasser umgegangen werden sollte. Unter anderem erklärt der Deutsche Naturschutzring (DNR), wie Verteilungsgerechtigkeit erreicht werden könne. Alle seien aufgerufen, sparsam mit Wasser umzugehen. Gleiches fordert Umweltsenatorin Ute Bonde von der CDU: “Beim sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser müssen alle mitmachen”. Gleichzeitig müsse der Staat laut DNR Rahmenbedingungen für klimaangepasste Wasserbewirtschaftung liefern (siehe auch Nationale Wasserstrategie 2023). Der Verein a tip: tap fordert eine “Wasserwende” mit mehr Fokus auf Leitungswasser und das Aufstellen von Trinkbrunnen in der Stadt.
DNR über Versorgungssicherheit und Verteilungsgerechtigkeit
Auf politischer Ebene kritisiert die Linke-Fraktion im AGH beispielsweise, dass zu wenig für soziale Wasserverteilung getan wird. Auch auf Bundesebene warnt die Linke in ihrem Wahlprogramm vor häufigerer Trinkwasserknappheit durch zunehmende Klimaerwärmung und stellt den Zusammenhang von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit heraus, ebenso wird dies von der Berliner Grünen-Fraktion diskutiert. Die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK Berlin) fordert eine Betrachtung aller Stakeholder bei der Wasserversorgung und spricht sich für eine ausreichende Versorgung der Wirtschaft aus. Im Masterplan Wasser wird währenddessen vor allem Trinkwasser priorisiert.
Die soziale Verteilung von Wasser in Hitzeperioden wird im Berliner Diskurs als Problem erkannt und zeigt sich spezifisch auch bei der Problematik der adäquaten Wasserversorgung von Geflüchteten in Berlin. Ein Beispiel war im vergangenen Sommer die Versorgung von Geflüchteten vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) in Moabit, die bei hohen Wartezeiten in voller Hitze auf Wasserlieferungen angewiesen waren. Auch in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung des Landes Berlin gab es Berichte über unzureichende Wasserversorgung.
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