Nutzungskonflikte in Bezug auf die Industrie
Sektorale Nutzungskonflikte werden mit Blick auf die (Über-)Nutzung von Wasserressourcen durch die Industrie besprochen, wobei teilweise eine kapitalismuskritische Perspektive mitschwingt. Mit Blick auf die drohende Wasserknappheit in Deutschland fordert beispielsweise die Heinrich-Böll-Stiftung, große Konzerne zum Wassersparen in die Pflicht zu nehmen und knappe Wasserressourcen vorrangig für Mensch und Natur zu sichern, um Nutzungskonflikte zu vermeiden. Für Berlin und die umliegende Region werden verschiedene Industriezweige als besondere Gefahr hervorgehoben: Neben dem Konflikt um Tesla steht vor allem das Lausitzer Energieunternehmen LEAG im Fokus, das Betreiber des dortigen Kohlebergbaus ist. Die taz wirft dem Konzern seinen hohen Wasserverbrauch vor und nimmt die LEAG in die Pflicht, für die wasserbezogenen Folgeprobleme durch den Lausitzer Bergbau und den Ausstieg aus diesem Verantwortung zu übernehmen. Auf übergreifender Ebene fokussiert sich auch die Heinrich-Böll-Stiftung auf den Bergbau und sieht eine “große Wasserplünderung” durch den Industriezweig.
Wirtschaftsnahe Akteur:innen wie die IHKs betonen hingegen die wichtige Rolle von Wasser für die Wirtschaft, so wird Wasser beispielsweise als Standortfaktor benannt. Monique Zweig, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostbrandenburg, warnt: “Es darf keinen Zielkonflikt zwischen der normalen Trinkwasserversorgung für uns Menschen als auch der notwendigen Versorgung der Unternehmen geben, damit eine Wirtschaft entstehen kann, eine Wirtschaft gedeihen kann”, worauf der rbb widerspricht: “Doch diesen Zielkonflikt gibt es bereits”. Die IHK Berlin-Brandenburg und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordern angesichts zunehmender Trockenheit und wachsender Wasserbedarfe ein länderübergreifendes Wasserressourcen‑ und Infrastrukturmanagement und nehmen die Politik in die Pflicht. Der VBKI berichtet nach dem Wasserkongress Berlin-Brandenburg-Sachsen 2025 in einem versöhnlichen Tonfall von “Koordination statt Konkurrenz” als eines der wichtigsten Ergebnisse der Veranstaltung.
Eine Umfrage des BUND zeigt, dass sich eine Mehrheit der Bevölkerung höhere Wasserentgelte für die Industrie wünscht. Der BUND Berlin fordert: “Zu einem gerechten Wasser-Zugang gehört, dass alle einen fairen Preis zahlen. Wassergebühren müssen so angepasst werden, dass Großverbraucher auch einen höheren Mengenpreis pro m³ zahlen sollten.” Correctiv betont, dass Berlin zu den Bundesländern gehört, die die Wasserpreise in den letzten Jahren wenig oder gar nicht angehoben haben und in denen Industrieverbraucher:innen sehr wenig für die Wassernutzung zahlen. Dabei wird auf die DIW-/TU-Studie verwiesen, dass Erhöhungen der Wasserpreise in Brandenburg und Sachsen auf den Berliner Grundwasserpreis die Wassernachfrage senken könnten, wovon insbesondere Energieversorger, Industrie und Gewerbe betroffen wären. Auch ein Artikel von Klimareporter verweist auf die Studie und spricht von der Einsparung von 60 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr: “Das entspricht der Fehlmenge, die der Spree laut dem Umweltbundesamt-Gutachten zum Beispiel durch eine Elbe-Überleitung zugeführt werden müsste”, erklärt Studien-Mitautor Gero Scheck von der TU Berlin.
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Erhöhung der Wasserentgelte zur Nachfragesenkung in der Industrie
Global rücken darüber hinaus Konflikte zwischen Wasserverbrauch und digitaler Infrastruktur in den Fokus, insbesondere mit Fokus auf KI. Der Widerstand gegen den Bau von Rechenzentren in wasserarmen Regionen wird so auch von Organisationen wie AlgorithmWatch in den Blick genommen.